Zur Geschichte der Vitriolölhütte
Die Vitriolölhütte am Auer Weg in Bockau ist ein altes Zeugnis aus der Geschichte des Bergbaus mit seinen einhergehenden Nebengewerken unserer Region. Bockau gehörte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Zu den wichtigsten Orten der Vitriolölherstellung in Sachsen, die hier über einen Zeitraum von ca. 80 Jahren mit Erfolg betrieben wurde. Begünstigend wirkte sich in Bockau sicher das ortsansässige Laborantengewerbe aus, worunter sich einige Laboranten mit umfangreichen chemischen Kenntnissen befanden.
Was ist nun Vitriolöl?
Es ist die damals geläufige Bezeichnung für die rauchende Schwefelsäure ( H2 SO4 ).
Der Grundstoff dafür war Vitriol, welches aus kiesigen Erzen, die rund um Bockau abgebaut wurden, in einen langwierigen Prozeß gewonnen wurde. In einen über mehrere Tage dauernden Produktionsablauf, wurde in der Vitriolölhütte oder auch Vitriolölbrennerei in sogenannten Retortenöfen, hochkonzentrierte Schwefelsäure gewonnen.
(In der Schriftenreihe der Mag.Georg Körner Gesellschaft e.V. wurde im Bd.6 ab Seite 78 ein Beitrag zur „Geschichte der Vitriolölherstellung in Bockau“, von Reinhard Laukner, abgedruckt).
Das Wissen um diesen Erwerbszweig ging über die Jahrhunderte verloren.
Nur der 1987 verstorbene Bockauer Heimatforscher Gerhard Vogel hat in seinen Aufzeichnungedarüber berichtet und der Ortschronist Gerhard Leichsenring ( gest. 2002 ), ehemals zweiter Vorsitzender unseres Vereins, hat sich mit dieser Thematik beschäftigt.
Der einzige Sachzeuge dieses längst vergangenen Gewerbes, die Vitriolölhütte in Bockau, wurde über Jahrzehnte als Scheune und Viehstall genutzt und verfiel schließlich nach und nach. Dem Abriss entging sie nur, weil die privaten Besitzer nicht einmal dazu finanziell in der Lage waren.
Fotogalerie Vitrioölhütte:
Bei einer Bestandsaufnahme von Zeugnissen und Relikten des Altbergbaus in unserer Region 1991 durch den Sachverständigen der Bergakademie Freiberg, Prof. Dr. Wagenbreth, wurde die verfallene Hütte unter Denkmalschutz gestellt. In einen Gespräch mit den damaligen Bürgermeister Ludwig Teubner und Vertretern der Gemeinde, wies er auf die Einmaligkeit dieses historischen Zeugnisses hin und stellte der Gemeinde dessen Erhalt und Rekonstruktion anheim. Die durch den Bürgermeister beantragten Fördermittel beim Freistaat wurden zugesagt, waren jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die Gemeinde dieses Anwesen erwirbt.
Dies geschah 1993, die Rekonstruktion konnte also beginnen.
Zum Tag des offenen Denkmals 1996, wurde das rekonstruierte technische Denkmal „Vitriolölhütte“ der Öffentlichkeit übergeben. Damit steht in Bockau der einzige in Deutschland erhaltene Sachzeuge diese Erwerbszweiges.
Nach Gründung der Mag. Georg Körner Gesellschaft e.V. im Jahr1998 stellte diese den Antrag an die Gemeinde, das Anwesen am Auer Weg 13 an den Verein zu übergeben. Verbunden war dies mit der Zusage, das technische Denkmal „Vitriolölhütte“ auch als museale Einrichtung zu betreiben.
Der Gemeinderat stimmte dem Antrag zu und so konnte Bürgermeister Ludwig Teubner im Frühjahr 1999 das Anwesen an den Verein übergeben. Damit entfiel auch für die Gemeinde eine Belastung, denn sie konnte die Unterhaltung und Betreibung der „Vitriolölhütte“,
z.B. die Absicherung von Führungen und Öffnungszeiten, mit eigenen Personal nicht absichern.
Das langfristig verfolgte Ziel unseres umtriebigen Vereinsvorsitzenden Edgar P. Nahrath, aus dem Anwesen ein Vereinsdomozil und
Begegnungszentrum zu machen, nahm im Jahre 2002 Gestalt an. Es entstand das Körner Haus.